Rolling Oldies Logo Rolling Oldies Überschrift

Wir Aktivitäten Links Impressum Kontakt Forum Neu auf dem Server
Rolling Oldies Logo
Skater, Radler und "Öffentlicher" schneller als Auto
Rolling Oldies informieren

Logo der Périphérique
Am 13. August 2006 sollte der Pariser Stadtautobahnring Périphérique einen Tag lang für Autos gesperrt und für den "sanften Verkehr" geöffnet werden.

Angesichts der hartnäckigen Weigerung der Polizeipräfektur beschließt man Anfang 2006, die Mobilisierung zu verstärken und unter der Bevölkerung verstärkt für das Projekt La Périféerique* zu werben.

*) zusammengesetzt aus Périph - die Stadtautobahn in der Umgangssprache und féerique - zauberhaft

Die Operation "Herz oder Motor?" fand am 30. Mai 2006 statt. Der Vergleichstest bringt die Vorzüge der sanften, muskelbetriebenen Verkehrsmittel gegenüber dem Auto an den Tag.
Ein Radler, ein Skater, ein Autofahrer und ein Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel werden quer durch Paris auf den Weg geschickt.Fotos
Startseite www.perifeerique.com Bericht auf www.perifeerique.com

Und hier der Bericht auf Deutsch für alle, die sich nicht an die französische Seite ranwagen.

Der Winter-Wetterbericht der letzten Tage lässt vermuten, dass sich der Morgen für die Akteure der Operation "Herz oder Motor" schwierig gestalten wird.

Um 8.00 Uhr zeigt das Thermometer kühle 6 °C an. Zum Glück haben wenigstens Wind und Regen aufgehört, uns zu plagen.

Alle haben sich eingefunden: der Radfahrer Rémi, der Skater Eric, Benoit per Öffentlichem Nahverkehr und der arme Autofahrer - dessen Namen wir verschweigen werden - der wild entschlossen ist, sich der Herausforderung des Pariser Périphérique zu stellen!

Um 8.30 Uhr gibt Catherine Alfarroba, Stellvertretende Bürgermeisterin von Clichy, das Startzeichen im Beisein des Bürgermeisters Gilles Catoire und unter den Augen zweier Gerichtsbeamter, die den ordnungsgemäßen Ablauf des Vergleichs überwachen sollen. In der Zeit, die der Autofahrer bis in die Tiefgarage unter dem Périphérique braucht, in der das Auto geparkt ist, sind Radler und Skater bereits unter an der Porte de Clichy unter dem Périph hindurch gerollt. Der Fußgänger steigt seinerseits in die Metro hinab.

8.44 Uhr: Erster Stopp für den PkW an der Auffahrt zum Périph an der Porte de Clichy. Die Vertreter der Vereinigung des "sanften Verkehrs" rollen seelenruhig durch Paris in Richtung St-Lazare, mühelos und aufgehalten allein durch Stopps an roten Ampeln. Der Himmel heitert sich auf. Das weckt die Hoffnung, dass der Wagen zu dieser frühen Morgenstunde auf dem westlichen Stadtautobahnring ungewohnt flüssigen Verkehr vorfinden wird - aber nein, die harte Wirklichkeit macht die Hoffnung unseres Testpiloten zunichte. Wieder einmal zähflüssiger Verkehr.

Es ist bereits 8.53 Uhr, und während die "sanften Verkehrsteilnehmer" bereits den Place de la Concorde passiert haben und in den Boulevard St-Germain einbiegen, quält sich der PkW mühsam an der Porte d'Auteuil vorbei. Dem Fahrer dämmert, dass er drauf und dran ist, den kürzeren zu ziehen. 8.57 Uhr: Die Leuchttafel auf dem Périph zeigt: "Porte d’Orléans: 32 min". Hier ist die Hölle los...

Skater und Radler hingegen genießen im flüssigen, angenehmen Verkehr durch Paris intra-muros, über dem sich der Himmel aufgeheitert hat und strahlend die Sonne durchkommt, die nette Umgebung des Montsouris-Parks. Und das rollt!

Der Fußgänger hat es sich unterdessen in seinem RER-Waggon bequem gemacht und liest Zeitung. Die langen unterirdischen Umsteige-Korridore können ihn nicht schrecken. Er hat eine gefürchtete Waffe dabei: Seinen Roller! Und auch bei ihm rollt es und rollt und rollt...

Der PkW steckt derweilen im Stop-and-go auf dem Außenring. Stoßstange an Stoßstange gefolgt von einem der Gerichtsbeamten, der darauf achtet, dass er die zulässige Höchstgeschwindigkeit ja nicht überschreitet. Doch an diesem Morgen dürfte es selbst schwerfallen, auf 80 km/h zu kommen! Die glücklichen Befürworter nachhaltiger Mobilität hingegen kommen gut voran. Schon sind das Charléty-Stadion und die Porte de Gentilly erreicht. Bis zum Rathaus ist es nicht mehr weit.

9.15 Uhr zeigt die Uhr, als Radler und Skater ganz entspannt Hand in Hand am Rathaus Gentilly ankommen, wo den Helden des Tages ein herzlicher Empfang zuteil wird. Im selben Moment kommt der Fußgänger die Treppe vom RER hoch und erreicht fünf Minuten später,

um 9.20 Uhr, das Rathaus. Nun warten wir nur noch auf unseren armen Autofahrer, der immer noch meilenweit vom Zielort entfernt an der Porte de Versailles feststeckt.

Um 9.29 Uhr, der letzte Knoten an der Porte d’Orléans ist passiert, wird der Verkehr endlich flüssiger. Sechs Minuten dauert es noch bis zur Ausfahrt Rathaus Gentilly, wo der PkW als letzter eintrudelt. Nun muss er noch parken, was auch nicht so einfach ist. Er dreht vergeblich eine erste Runde ums Rathaus. Dann eine zweite. Nichts. Nicht ein gekennzeichneter Parkplatz! Keine Chance, das Auto irgendwo loszuwerden. Dann muss er also noch ein Stück weiter, um schließlich einen winzigen Platz zu finden, wo er seine zwei Tonnen Blech lassen kann.

Erst um 9.47 Uhr wird der zum Fußgänger mutierte Autofahrer vom frenetischen Beifall der Stadtverordneten von Gentilly empfangen, die es unserer Vereinigung ermöglichten, diesen spektakulären Test durchzuführen.

Für ein Fahrzeug auf dem Stadtautobahnring ein ganz gewöhnlicher Morgen. Für die anderen Verkehrsteilnehmer ein gesundheitsfördernder Morgenspaziergang...
Bericht von Dimitri Dorès, Übersetzung: Sigrid Melanchthon


Der Vergleich konkret